TH Mannheim und die Universitätsmedizin Mannheim präsentieren KI-Assistenzsystem für den klinischen Strahlenschutz

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken informiert sich an der Universitätsmedizin Mannheim über die KI-gestützte, organspezifische Echtzeitvisualisierung von Streustrahlung

Besuch der Bundesgesundheitsministerin Nina Warken

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, Thomas Seiler (Siemens), Marcus Vetter (r.): Vorstellung einer KI zur organspezifischen Echtzeit-Dosisvisualisierung an der UMM (Foto: UMM)

Bei ihrem rund zweistündigen Rundgang in der Universitätsmedizin Mannheim am vergangenen Freitag informierte sich Bundesgesundheitsministerin Nina Warken u. a. über ein gemeinsames KI-Projekt der TH Mannheim und der Universitätsmedizin Mannheim (UMM): ein Assistenzsystem, das Streustrahlung im Interventionsraum in Echtzeit sichtbar macht – organspezifisch und direkt auf einem 3D-Körpermodell. Ziel ist mehr Sicherheit für Behandelnde und Patient*innen sowie eine effizientere Dokumentation.

Die Entwicklung entsteht am Institute for Applied Artificial Intelligence and Robotics (A²IR) der TH Mannheim (Leitung: Prof. Dr. Marcus Vetter) gemeinsam mit der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin (KIRN) der UMM (Direktor der Klinik Prof. Dr. Stefan Schönberg, Prof. Dr. Steffen Diehl). Technologiepartner ist Siemens Healthineers.

Unsichtbares sichtbar machen – direkt im Eingriffsraum

Streustrahlung entsteht bei bildgesteuerten Eingriffen und kann das Personal belasten. Bisherige Dosimeter liefern oft retrospektive oder ortsbezogene Werte – ohne feine, organspezifische Auflösung. Das neue KI-Assistenzsystem schließt diese Lücke: Es projiziert die aktuell berechnete Dosisverteilung unmittelbar auf ein SMPL-basiertes 3D-Körpermodell der anwesenden Personen. Die Inferenz erfolgt lokal auf Edge-Geräten („Privacy by Design“), ohne dass sensible Bilddaten den Raum verlassen.

„Wir machen Unsichtbares sichtbar: Streustrahlung – live, organspezifisch, direkt am Menschen. Unser KI-Assistenzsystem projiziert die aktuelle Strahlenbelastung in 3D auf das Körpermodell jeder Person im Interventionsraum. So sehen Ärztinnen, Pfleger und MTRAs sofort: Welche Organe sind gerade gefährdet? Welche Schutzmaßnahme hilft jetzt? Der Schlüssel: Wir ersetzen stundenlange Monte-Carlo-Simulationen durch KI-Inferenz in Echtzeit und verarbeiten alle Bilddaten lokal – Datenschutz by design. Damit schließen wir die Lücke heutiger Dosimeter", sagt Prof. Dr. Marcus Vetter, Leiter A²IR an der TH Mannheim.

Das System ist als Ergänzung vorhandener Dosimetrie konzipiert. Sichtbares Feedback kann Verhaltensanpassungen unterstützen, besonders zum Schutz sensibler Regionen wie Augenlinse und Schilddrüse. Zugleich ermöglicht die Lösung eine automatisierte Dokumentation für Qualitätssicherung und Strahlenschutzberichte.

Klinische Pilotierung und Validierung

Der Proof-of-Concept (PoC) wird gemeinsam mit der KIRN an der UMM aufgebaut. In der kliniknahen Erprobung stehen Praxistauglichkeit, Robustheit und Validierung im Vordergrund. Hierzu werden reale Workflow-Szenarien der Interventionsradiologie herangezogen. Perspektivisch soll das System helfen, Expositionen zu senken, Schutzmaßnahmen datenbasiert zu steuern und Prozesse im Eingriffsraum transparenter zu machen. 

Die Entwicklung befindet sich im PoC-/Validierungsstadium und ist (noch) kein Medizinprodukt.

Auf Anfragen können Projektunterlagen und Hintergrundinformationen zum PoC bereitgestellt werden.

zur Presseinformation der UMM


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